Erste und letzte öffentliche Rede U.G.s
nach seiner Kalamität

[gehalten am Indian Institute of World Culture in Bangalore, 1972]

 



Übersetzung: Ulla Inayat-Khan
 
 



Lassen Sie mich gleich zu Beginn den Verantwortlichen hier beim Indian Institute of World Culture dafür danken, daß Sie mir diese Gelegenheit gegeben haben, Ihnen hier zu begegnen. Ich habe die Einladung von Mr. Venkatramaiah nur sehr zögernd angenommen. Aber irgendwie, wenn Sie mir diesen Ausdruck gestatten, bin ich in diese Sache hineingeraten.

Mr. Kothari hat schon darauf hingewiesen, daß ich nicht gerne Reden halte. Sie alle scheinen jedoch mit besonderer Vorliebe Ansprachen, Vorträgen, Diskussionen, Streitgesprächen, Unterhaltungen und dergleichen zuzuhören. Ich weiß nicht, ob Ihnen dabei manchmal auffällt, daß Sie niemals jemandem oder etwas auf dieser Welt zuhören. Sie hören immer nur sich selbst zu. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, was Sie hören wollen und was von mir erwartet wird.

Das soll eigentlich ein Diskurs und ein Dialog sein. Ich weise diejenigen, die mich besuchen kommen, sehr oft darauf hin, daß kein Dialog möglich und keiner nötig ist. Obwohl Ihnen das seltsam erscheinen mag, so ist es doch eine Tatsache, daß ein Dialog weder möglich noch auch notwendig ist.

Bitte erlauben Sie mir, daß ich zunächst mit ein paar Worten den Ball sozusagen 'ins Rollen bringe'. Das ist ein sehr abgedroschener und banaler Ausdruck, aber er ist unserem Zwecke dienlich.

Ich werde einige Worte über den Zustand des Nichtwissens sagen. Läßt sich denn überhaupt irgend etwas über den 'Zustand des Nichtwissens' sagen? Ich muß notwendigerweise Worte benutzen. Können wir Worte gebrauchen, ohne uns in abstrakten Begriffen zu verlieren? Ist das möglich? Ich sage, es ist möglich. Das soll aber nicht bedeuten, daß das eine nicht-verbale Begriffsbildung wäre. Das ist insofern merkwürdig, weil es so etwas wie eine nicht-verbale Konzeptualisierung gar nicht gibt. Aber vielleicht werden einige dieser Worte doch dazu beitragen, daß Sie die Gedankengänge, die Bewegung des Denkens, verstehen können, und begreifen, daß das Denken nur ein sehr beschränktes Mittel ist, um das Leben und seine Bewegung direkt zu erfahren.

Der 'Zustand des Nichtwissens' ist nicht nur mein besonderer Zustand. (Ich nenne ihn den 'natürlichen Seinszustand'). Er ist ebenso Ihr natürlicher Zustand wie er der meine ist. Er ist nicht der Zustand eines Menschen, der Gott erkannt hat; er ist nicht der Zustand eines Menschen, der zur Selbsterkenntnis gelangt ist, und er ist nicht der Zustand eines heiligen Menschen. Er ist der natürliche Zustand eines jeden von Ihnen hier. Aber da Sie nach jemand anderem Ausschau halten und auf eine Art von Befreiungszustand hinauswollen - Freiheit oder Moksha, ich weiß nicht, welches dieser Worte Sie gebrauchen wollen - sind Sie verloren.

Wie aber läßt sich nun die Beschränkung des Denkens verstehen? Das einzige Mittel, das uns zur Verfügung steht, um etwas verstehen zu können, ist natürlich das Denken. Was aber ist Denken? Ich kann Ihnen eine ganze Menge Definitionen anbieten, und Sie selbst kennen auch eine Menge Definitionen darüber, was Denken sei. Ich kann sagen, daß das Denken lediglich Materie ist, es ist Schwingung, und daß wir alle innerhalb der Gedankensphäre funktionieren. Wir nehmen diese Gedanken auf, weil der menschliche Organismus ein elektromagnetisches Feld ist, und dieses Feld ist ein Ergebnis der Kultur. Das mag Ihnen merkwürdig erscheinen, aber um sich im natürlichen Zustand zu befinden, muß alles, was die Menschen vor Ihnen gedacht, gefühlt und erfahren haben, hinweggefegt und weggeräumt werden. Das heißt, daß die Kultur, in der Sie aufgewachsen sind, aufhören und verschwinden muß. Ist das möglich? Es ist möglich, aber gleichzeitig ist es auch so schwierig, weil Sie ein Produkt dieser Kultur sind - das sind Sie, und davon unterscheiden Sie sich nicht. Sie können sich von dieser Kultur nicht lossagen. Und doch ist es eben diese Kultur, die unserem natürlichen Zustand im Wege steht.

Kann dieser 'natürliche Zustand' durch Worte eingefangen, behalten und ausgedrückt werden? Das kann er nicht. Er ist kein bewußter Zustand Ihrer Existenz. Er kann niemals Teil Ihres bewußten Denkens werden. Warum bezeichne ich diesen Zustand als einen des Nichtwissens? Weil er in einem praktischen Sinne überhaupt nicht existiert. Er kann niemals Teil Ihres bewußten Denkens werden.

An dieser Stelle muß ich erklären, was ich unter 'Bewußtsein' verstehe. Sie und ich verstehen darunter wahrscheinlich zwei verschiedene Dinge. Wann werden Sie sich einer Sache bewußt? Sie werden es nur dann, wenn das Denken zwischen dem steht, was vor Ihnen ist und dem, was angeblich in Ihnen ist. Das ist Bewußtsein. Sie müssen also notwendigerweise das Denken dazu benutzen, sich der Sie umgebenden Dinge, oder Menschen, bewußt zu werden. Sonst sind Sie sich der Dinge überhaupt nicht bewußt. Wenn Sie nicht bewußt sind, bedeutet das aber nicht gleichzeitig, daß Sie unbewußt wären. Es gibt da ein Gebiet, wo Sie weder bewußt noch unbewußt sind. Aber dieses 'Bewußtsein' drückt sich auf eine ihm eigene Weise aus; und was dieses Bewußtsein davon abhält, sich auf die ihm eigene Weise auszudrücken, sind die Gedankengänge.

Was läßt sich nun bezüglich des Denkens tun? Es besitzt die enorme Dynamik von vielen Millionen Jahren. Kann ich damit etwas anfangen? Kann ich es stoppen? Kann ich es formen ? Kann ich es gestalten? Sowohl unsere Kultur wie auch unsere Zivilisation und Erziehung haben uns dazu gebracht, dieses Instrument auf nutzbringende Weise einzusetzen. Kann ein solches Instrument dazu verwendet werden, das eigene Wesen zu verstehen? Dies scheint nicht möglich. Wenn man aber sieht, was für gewaltige Anlagen in diesen Gedankengängen liegen und erkennt, daß es nichts gibt, was man ihretwegen tun könnte, dann verlangsamen sie sich auf natürliche Weise und folgen ihrer eigenen Gesetzmäßigkeit.

Wenn ich das sage, meine ich damit natürlich nicht das, worüber die Menschen in Indien sprechen, nämlich, daß man das Denken dazu nützen müsse, um in einen gedankenlosen oder meditativen Zustand zu gelangen. Es gibt so etwas wie einen gedankenlosen Zustand nicht. Die Gedanken sind vorhanden und werden es immer bleiben. Das Denken wird nur dann verschwinden, wenn Sie zu einer Leiche werden. Ansonsten sind die Gedanken da, und sie werden auch da bleiben. Wenn die religiösen Lehrer uns sagen, daß wir in einen ’gedankenlosen Zustand’ eintreten würden, dann führen sie uns in die Irre. Sie können Ihnen versprechen, daß es in diesem gedankenlosen Zustand - in diesem Zustand der Stille, in diesem Zustand der Ruhe oder wie immer Sie es auch nennen wollen - die wirkliche 'Seligkeit', 'Liebe', 'religiöses Ergötzen' und 'ekstatische Seinsweisen' geben würde. Das ist alles Blödsinn. Denn ein solcher Zustand - falls es einen Zustand der Seligkeit und dergleichen geben sollte - könnte niemals Teil Ihres Bewußtseins werden. Er kann niemals Teil Ihrer bewußten Existenz werden. Sie können das ganze Ding - den ganzen Mist aus diesen Idealen, Begriffen und Abstraktionen über einen seligen Zustand – getrost wegwerfen.

Was läßt sich also tun? Kann Ihnen jemand helfen? Keine Vermittlung von außen kann Ihnen helfen. Wie ich schon anfangs bemerkte, bedeutet das eine vollkommene und totale Zurückweisung all dessen, was die Menschen vor Ihnen gesagt und gefühlt haben. Solange es auch nur eine Spur von Wissen in irgendeiner Form in Ihrem Bewußtsein gibt, solange leben Sie in einem gespaltenen Bewußtseinszustand.

Mr. Kothari hat auf meinen 'Zustand des Nichtwissens' oder der 'Kalamität', wie ich ihn nenne, Bezug genommen. Was ist geschehen? Ich weiß es nicht. Plötzlich ist das Denken in seinen natürlichen Zustand geraten. Die Kontinuität ist an ihr Ende gelangt. Also ist das, was ich sage, nicht das Ergebnis des Denkens. Es ist nicht von der Denkstruktur in mir fabriziert, und es ist auch keine durch logisches Räsonnieren gefundene Prämisse. Dagegen ist das, was hier geschieht, lediglich der Ausdruck des Seinszustandes, in dem man nicht weiß, was geschieht. Sie wissen nicht, wie dieser Organismus funktioniert. Es ist, wie von Mr. Kothari beschrieben, eine reine und einfache physikalische und physiologische Seinsweise. Es besitzt keinerlei religiösen Nebenbedeutungen. Es hat keinen wie auch immer gearteten mystischen Gehalt. Gleichzeitig ist dieses Außerordentliche, diese außergewöhnliche Intelligenz, die hier vorhanden ist, das Ergebnis aus Jahrhunderten der menschlichen Evolution und der menschlichen Intelligenz, die imstande ist, sich auszudrücken und mit jedem Problem und jeglicher Situation fertigzuwerden, ohne dadurch neue Probleme für uns zu schaffen.

Nach der Kalamität gibt es in mir kein Erkennen mehr. Nicht nur damals, als sie geschah, sondern auch heute noch. Wie ich sagte, es ist ein Zustand des ‘Nichtwissens’. Das Gedächtnis ist im Hintergrund vorhanden. Es fängt dann an wirksam zu werden, wenn es gebraucht wird. Dieser Bedarf wird von einer von außen kommenden Wirksamkeit geschaffen, denn hier (in mir) gibt es keine Entität. Hier gibt es keinen Mittelpunkt. Hier ist kein Selbst oder Atman. Hier gibt es keine Seele. Sie mögen dem nicht zustimmen. Sie werden das nicht akzeptieren, aber leider ist es eine Tatsache. Eine Gesamtheit der Gedanken und Gefühle ist nicht vorhanden. Aber in Ihnen besteht die Illusion, daß es eine Gesamtheit Ihrer Gedanken und Gefühle gäbe. Dieser Organismus reagiert auf die von außen kommenden Herausforderungen. Sie leben in einer Sphäre, in der viele Tausende oder auch Millionen von Empfindungen den Körper bombardieren. Da es hier kein Zentrum gibt, gibt es auch keinen Denker.

 

***

 

F: Gestatten Sie, daß ich Sie unterbreche. Mir wurde von Menschen erzählt, die sich in Ihrer Umgebung aufhielten, als sich diese Kalamität zugetragen hatte, daß Sie selbst gewöhnliche Dinge nicht mehr erkennen konnten. Sie haben wie ein kleines Kind gefragt: 'Was ist das?' Selbst wenn eine Blume vor Ihnen stand, haben Sie sie nicht als solche erkannt. Sie mußten dann fragen: 'Was ist das? Und die schweizerische Dame, die Ihnen den Haushalt geführt und die sich um Sie gekümmert hat, Valentine (sie ist hier unter uns) sagte: 'Das ist eine Blume.' Und Sie mußten dann erneut fragen: 'Was ist das?' Soll das heißen, daß es zu dieser Zeit, als die Kalamität stattfand, kein Erkennen mehr gab?

U.G.: Nicht nur damals, das ist auch heute noch so; denn, wie ich bereits sagte, ist dies der Zustand des 'Nichtwissens'. Da das Gedächtnis im Hintergrund vorhanden ist, tritt es dann in Funktion, wenn ein Bedarf danach besteht. Dieser Bedarf wird von etwas geschaffen, das von außen kommt, denn hier gibt es keine Entität. Hier ist kein Mittelpunkt. Hier gibt es kein Selbst. Hier ist kein Atman. Hier gibt es gar keine Seele. Damit mögen Sie nicht einverstanden sein. Sie werden das möglicherweise nicht akzeptieren, aber leider ist es eine Tatsache. Die Gesamtheit der Gedanken und Gefühle existiert nicht. Aber (in Ihnen) besteht die Illusion, daß es so etwas wie eine Gesamtheit Ihrer Gefühle und Emotionen gäbe. Dieser menschliche Organismus reagiert auf die von außen kommenden Herausforderungen. In dieser Sphäre funktionieren Sie – also bombardieren viele Tausende, möglicherweise viele Millionen Empfindungen diesen Körper. Was geschieht also, wenn es hier keinen geistigen Mittelpunkt gibt, wenn da gar nichts ist? Der menschliche Körper reagiert auf die Herausforderungen oder die Stimuli. Es ist also niemand da, der diese Empfindungen im Sinne vergangener Erfahrungen interpretieren würde. Allerdings besteht ein lebendiger Kontakt zu den Dingen der Umgebung. Das ist alles. Eine um die andere Empfindung trifft diesen Organismus. Und gleichzeitig gibt es hier keinen Koordinator. Dieser Zustand des Nichtwissens weist keinerlei Zusammenhang zu Ihrem Brahman oder Ihrem Nirguna Brahman oder Saguna Brahman und all diesen Dingen auf. Dieser Zustand des Nichtwissens steht in keiner Beziehung zu den Dingen, die Sie umgeben. Sie mögen eine Blume betrachten; Sie mögen denken, das sei ein verrückter Zustand. Vielleicht ist er das - ich weiß es nicht. Sie wissen nicht, was Sie ansehen. Aber wenn ein Bedarf entsteht – und der kommt immer von außen: "was ist das?" – dann tritt das Wissen, die Information, die in diesem Organismus eingeschlossen liegt, hervor und sagt: das ist eine Rose, das ist ein Mikrophon, das ist ein Mann, das ist eine Frau, und so weiter. Das geschieht nicht aufgrund eines inneren Antriebs, sondern etwas, das von außen kommt, ruft diese Entgegnung hervor. Ich sage also, daß diese Handlung außerhalb und nicht innerhalb dieses Organismus stattfindet.

Woher weiß ich, daß diese Empfindungen den Organismus die ganze Zeit über bombardieren oder treffen? Nur deshalb, weil es ein Bewußtsein gibt, das sich selbst bewußt ist, und nicht, weil es da jemanden gäbe, der sich dessen bewußt ist, daß diese Dinge geschehen. Dies ist ein lebendiger Organismus, und dieser lebendige Zustand funktioniert auf die ihm eigenen Weise, seiner natürlichen Weise.

Mr. Kothari: U.G., es kommt mir so vor, als ob die Menschen, wenn sie Nirguna Brahman, Atman, was auch immer das ist, sagen – einer benützt das Wort Bhuma, ein anderer das Wort 'das Unbekannte', der dritte sagte 'Akal' (das Zeitlose) und der vierte wieder etwas anderes, und alle sagen sie, es könne nicht beschrieben werden, 'Neti, Neti' – wahrscheinlich meinen sie alle das gleiche. Ich weiß es nicht. So wie ich es verstehe, bedeutet Brahman 'Gesamtheit'. Ich glaube, daß sie wahrscheinlich das meinen, was Sie als 'Totalität' bezeichnen. Wenn ich diesen Zustand in die Begriffe der damaligen Zeit übertragen würde, dann käme wahrscheinlich das gleiche heraus, als ob man sich in einem Zustand des Brahman befände, und es ist das Denken, das das 'Alpa' beschränkt, das wiederum das 'Bhuma' beschränkt, das das Grenzenlose begrenzt, denn das funktioniert nicht so und schafft eine eigene Individualität. Vielleicht irre ich mich, vielleicht interpretiere ich, aber ich sage das, weil die Personen, die Ihnen zuhören, möglicherweise die alten Begriffe nicht kennen. Sie gebrauchen die alten Begriffe nicht, denn Sie haben Ihre eigenen, und die sind neu. Jeder Lehrer, jeder Mensch, der einen solchen Zustand erreicht hat, benützt im allgemeinen andere Worte und Begriffe, die seiner Herkunft entsprechen. Nur bin ich persönlich der Ansicht, daß Sie das gleiche meinen. Dies ist ein Kommentar zu dem, was Sie sagen.

U.G.: Was soll ich dazu sagen? (Gelächter) Wenn die Leute verstanden hätten, was dort steht, dann wären sie nicht hier. Sie würden zu gar niemanden gehen. Sie würden diese Fragen gar nicht stellen. Wenn sie das, was ich sage, in den Begriffen ihrer speziellen Einbildung oder ihrer Herkunft interpretieren, dann ist das ihre Tragödie; es ist ihr eigenes Elend. Es hat ihnen nicht geholfen. Ich stelle die Frage: Hat es Ihnen geholfen? Warum klammern Sie sich so an diese Redensarten? Es sind schließlich nur Worte. Wenn man einmal erkannt hat, wenn man einmal verstanden hat, wie dieser Mechanismus abläuft, wie automatisch und mechanisch er ist, dann wird man auch erkennen, daß all diesen Aussagen keinerlei Bedeutung zukommt. Und wenn Sie mich fragen, warum ich diese Worte benütze, dann sage ich, daß Sie und ich diese unglückliche Situation geschaffen haben, in dem Sie mich hier auf das Podest gesetzt und mich gebeten haben, zu sprechen, wozu ich naturgemäß Worte benutzen muß. Also muß das Ganze in dem Moment, in dem ich aufhöre zu sprechen, innerlich zu Ende sein. Ist dem so? Hier ist es so, denn es gibt keine Kontinuität des Denkens.

Wir kehren zu dem zurück, worauf sich Mr. Kothari bezog, die Dinge, die uns umgeben. Hier ist ein Tisch. Ich weiß nicht, was es ist. Aber wenn Sie mich fragen: was ist das?, dann würde ich sofort sagen: das ist ein Tisch. Das Wissen ist im Hintergrund vorhanden. Es kommt automatisch, wie ein Pfeil, hervorgeschossen. Ansonsten besteht nur die Reflexion dessen, was da ist. Aber interpretieren Sie das bitte nicht als 'Bimbavat' ('wie ein Bild'). Nur, ich muß dieses Wort benutzen; alles wird genau so reflektiert, wie es ist. Ich gebrauche diese metaphysischen Redewendungen nicht gerne, denn Sie werden sie sofort im Sinne Ihrer spezifischen Parallele interpretieren. Hier gibt es kein Subjekt, das vom Objekt unabhängig wäre. Also ist hier nichts. Von dem, was da ist, weiß man nicht, was es ist. Also wendet man sich dorthin, und damit ist dieser Gegenstand verschwunden, und nun ist etwas anderes da. Das eine ist vollkommen von hier verschwunden, und was dann da ist, ist dieses Ding, das direkt vor mir steht, und es ist genau wie dieser Gegenstand, genau so, wie er eben ist. Aber man weiß nicht, was es ist. Daher sage ich, dies ist ein Zustand des Nichtwissens. Wahrscheinlich können Sie Parallelen hierzu finden. Ich weise besonders auf das Nichtvorhandensein von all dem hin, was Sie in diesem Moment tun; das ist der Zustand, den ich beschreibe. Es ist nicht nur mein Zustand; auch Sie funktionieren auf diese Weise.

Darf ich Ihnen ein Beispiel aus dem Gebiet der Spektroskopie geben? Ich lese keine Bücher, aber manchmal lese ich Zeitschriften. Ich interessiere mich für solche Dinge: Sie haben sehr starke Linsen entwickelt, um damit Aufnahmen zu machen; sie tun das in Mikrosekunden, Nanosekunden und Picosekunden. Diese Begriffe bedeuten weder Ihnen noch mir etwas – es sind einfach technische Ausdrücke. Sie können nun also zum Beispiel von diesem Tisch jede Pikosekunde eine Aufnahme machen. Jedes Bild ist anders. Ebenso liegt die Reflexion dieses Gegenstandes einmal vor der Zeit, dann drehen Sie sich auf die Seite, und Sie sind wieder zurück. Sie sind wieder da. Aber interpretieren Sie das bitte nicht im Sinne von alt und neu. Es kann Ihnen überhaupt nicht vermittelt werden. Das kann niemals Teil Ihrer Erfahrungstruktur werden.

Ich konfrontiere Sie mit einer Menge Schlußfolgerungen. Aber selbst etwas in dieser Art kann von Ihnen niemals erfahren werden. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen. Man muß notwendigerweise abstrahieren, wenn man etwas verstehen will. Was ich damit sagen will, ist, daß Sie Ihren eigenen natürlichen Zustand niemals erfahren können. Er kann niemals Teil Ihrer Erlebnisstruktur werden. Und was Sie alle die ganze Zeit über zu tun versuchen, ist, eben das – nämlich, was immer Sie erkennen oder entdecken wollen - Teil dieser Erlebnisstruktur werden zu lassen. Ihre Erlebnis- oder Erfahrungstruktur und Ihr natürlicher Zustand können also nicht koexistieren.

Mr. Kothari: Sie wollen sagen, daß alles unaufhörlich im Fluß ist. Da das menschliche Auge und das menschliche Ohr, die menschlichen Sinne, beschränkt sind, können sie nicht auf die schnelle Bewegung der Existenz reagieren. Sie reagieren nicht, sie reflektieren nicht. Sie sagen, daß dann, wenn kein Bedürfnis nach Anerkennung besteht, dieser Gedanke, diese Verbalisierung, dieses Wort, nur Mittel dazu sind, das Leben in Ihnen zu beeinflussen, und das ist alles. Es besteht kein Bedürfnis danach, es in Worte zu bringen und zu interpretieren. Beschreibe ich das, was ich von Ihrem Zustand verstanden habe?

U.G.: Sie beschreiben, was Sie verstehen. (Gelächter). (Ich möchte nicht respektlos sein)

Mr. Kothari (zum Publikum gewandt): (Das möchte ich auch nicht.) Es kommt mir so vor, als ob er versuchte, Sie in die Irre zu führen, indem er sagt, daß all die Menschen, die diesen Zustand erreicht haben, versuchen würden, dies mit den Worten anderer auszudrücken. Aber es ist immer neu. Es ist immer frisch. Es ist immer unbeschreiblich schön. Wenn Sie in die Welt gehen, dann müssen Sie etwas darüber sagen. Er sagt, daß es weder alt noch neu sei. Es ist niemals alt. Es ist deshalb niemals alt, weil er es nicht in vergangene Erfahrungen hinein übernimmt. Nichts wird interpretiert, solange - wie er sagt - kein Bedarf danach besteht. Ansonsten ist das Leben jedesmal unbeschreiblich und außergewöhnlich, es ist außergewöhnlich frisch, außergewöhnlich neu, obwohl er die Worte 'frisch und neu' nicht benützt. So verstehe ich ihn.

U.G.: Ich muß eines betonen: nämlich, daß das Bedürfnis nach dem Inkrafttreten der Denkvorgänge von Faktoren entschieden wird, die außerhalb dieses Organismus liegen. Wann, warum und wie diese Interpretation entsteht, wird durch eine von außen kommenden Handlung entschieden. Diese Handlungen finden immer außen statt. Wenn ein Bedarf entsteht, trennt sich die Bewegung des Denkens wahrscheinlich deshalb für eine Zeitlang ab, um den Anforderungen der Situation gerecht zu werden, und anschließend kehrt sie zur Bewegung des Lebens zurück. Also besitzt das Denken nur einen funktionellen Wert, einen anderen Wert besitzt es nicht.

Darüber hinaus zerstört die Kontinuität des Denkens die Sensibilität Ihrer Sinne. Wenn die Bewegung des Denkens nicht andauert, dann beginnen die Sinne auf eine außergewöhnlich feinfühlige Weise zu funktionieren. Wenn ich das Wort 'Sensibilität' gebrauche, dann meine ich damit die sinnliche und nicht die geistige Sensibilität. 'Geistige Sensibilität' ist ein Trick Ihres Verstandes; man kann sich in einen Geisteszustand versetzen, in dem man glaubt, man sei feinfühlig den Gefühlen der anderen gegenüber und den Dingen um einen herum, und man kann darin schwelgen und meinen, man hätte etwas erreicht.

Es gibt nichts, das man leisten könnte, es gibt nichts zu vollbringen, nichts zu gewinnen und keinen Bestimmungsort zu erreichen. Und was dasjenige, das schon vorhanden ist, daran hindert, sich auf die ihm eigene Weise zum Ausdruck zu bringen, ist diese Denkbewegung, die nur dem Zwecke dient, daß wir auf dieser Welt funktionieren können. Wenn diese Gedankengänge vorhanden sind - ich muß in zeitlichen Begriffen sprechen, und Denken ist Zeit - wenn das Denken da ist, gibt es auch die Zeit. Wenn das Denken da ist, ist da Sexualität, wenn das Denken da ist, gibt es Gott. Wenn das Denken nicht da ist, ist da auch kein Gott, es gibt keine Sexualität, nichts ist da. Wahrscheinlich ist es für Sie unannehmbar, meine Aussage zu akzeptieren (Mr. Kothari: "Nein gar nicht!"), aber die Droge der Tugendhaftigkeit, die Sie praktizieren, die Übungen in Tugendhaftigkeit, bilden überhaupt keine Grundlage hierfür. Die Ausübung von Abstinenz, Mäßigung und das Zölibat führen nicht dorthin. Wenn Sie aber dergleichen betreiben wollen und sich dabei überlegen fühlen, dann ist das Ihre Sache. Ich bin nicht deshalb hier, um Sie zu reformieren. Ich bin nicht hier, um Sie irgendwohin zu führen. Aber dies ist eine Tatsache. Sie müssen eine Tatsache als das hinnehmen, was sie ist. Das ist keine Sache, die durch logisches Argumentieren ermittelt werden kann, es ist nichts Rationales, das sich mit dem Verstand erfassen ließe. Eine Tatsache ist eine Bewegung. Wahrheit ist eine Bewegung. Wirklichkeit ist eine Bewegung. Aber ich will diese Worte nicht benutzen, denn sie sind alle mit Bedeutung überfrachtet. Sie wissen alles über sie. Das ist das Dumme bei der ganzen Geschichte, daß Sie so viel über diese Dinge wissen, und das ist auch Ihr Unglück. Dies hingegen ist etwas, wovon Sie gar nichts wissen. Ich behaupte nicht, daß ich selbst das täte. Ich selbst weiß nicht. Daher sage ich, daß ich nichts wüßte. Dies ist ein Zustand des Nichtwissens - ganz zu schweigen von Gott oder der Realität, der ultimativen oder sonst einer - ich weiß nicht, was ich ansehe; ich kenne nicht einmal die Person, die die ganze Zeit über bei mir war, Tag und Nacht. So sieht meine Situation aus. Wenn ich das einem Psychiater erzähle, wird der mich auf seine Coach legen und mir sagen, daß mit mir etwas Grundsätzliches nicht stimme. Wahrscheinlich funktioniere ich wie jeder andere auch. Er versteht das nicht. Aber das ist sein Problem, und nicht mehr meines. All Ihr Suchen - nach der Wahrheit, Gott und der Realität - ist etwas Falsches. Sie fahren alle auf dem Karussell. Und Sie wollen sich ja im Kreise drehen.

Wie kann man nach etwas fragen, das man nicht kennt? Wie kann man nach etwas suchen, das man nicht kennt? Sie scheinen es alle zu kennen. Sie besitzen eine Vorstellung von diesem Zustand. Sie haben sich wahrscheinlich durch die Beschreibung dieses Zustands eine Vorstellung von ihm gemacht. Welcher Zustand? Jemand hat mich gefragt: In welchem Zustand befinden Sie sich? Über welchen Zustand sprechen Sie? Hier ist meine Antwort: Es ist Ihr natürlicher Zustand. Sie wollen das nicht verstehen. Sie wollen sich nicht in Ihrem natürlichen Zustand befinden. Es bedarf außergewöhnlicher Intelligenz, um in seinem natürlichen Zustand zu sein, man selbst zu sein.

Sie wollen immer jemand anderes sein; Sie wollen das Leben anderer imitieren – Sie wollen das Leben Jesu, Sie wollen das Leben des Buddha oder des Shamkara imitieren. Sie können es nicht, da Sie nicht wissen, was wirklich dahinter steckt. Sie werden schließlich nur die Gewänder und Roben wechseln – von rosa nach safranfarbig über gelb, oder gelb zu rosa, je nach dem, was Ihnen gerade gefällt. Ich frage Sie: wie könnten Sie nach etwas fragen, von dem Sie nichts wissen? Wie könnten Sie denn nach etwas suchen, das Sie nicht kennen? Also bedeutet Ihre Suche gar nichts. Erst wenn diese Suche an ihr Ende gelangt ist, wird das, was schon vorhanden ist, sich auf die ihm eigene Weise ausdrücken. Daran können Sie nicht rühren. Sie können die Wirksamkeit dessen, was da ist und das eine außerordentliche Intelligenz besitzt, nicht manipulieren.

Es ist ganz einfach, man selbst zu sein. Sie wollen nicht in dem Ihnen eigenen Zustand sein. Sie wären lieber etwas anderes und imitieren das Leben anderer. Das ist Ihr Problem. Um man selbst sein zu können, bedarf es überhaupt keiner Zeit. Sie aber reden über Zeitlosigkeit, was eigentlich ein Witz ist. Um sich selbst zu sein brauchen Sie Zeit? Natürlich brauchen Sie Zeit, um ein guter Mensch, ein außergewöhnlich religiöser Mensch zu werden, oder um in einem Zustand des Friedens und der Seligkeit zu gelangen. Das wird immer erst morgen sein. Wenn das Morgen kommt, sagen Sie: "Nun gut, dann eben übermorgen." Das ist Zeit, und nicht dieser metaphysische oder philosophische Begriff. Ich spreche nicht von metaphysischer Zeit und Zeitlosigkeit. Es gibt so etwas wie Zeitlosigkeit nicht.

Ich mache Aussagen, stelle Behauptungen auf und ziehe Schlüsse – Sie werden Einwände dagegen erheben. Nehmen Sie es an, oder lassen Sie es eben bleiben. Ich erwarte nicht, daß Sie irgend etwas von dem, was ich sage, akzeptieren. Sie sind nicht in der Lage, es anzunehmen oder es zurückzuweisen. Sie können es nur zurückweisen, weil es nicht in den speziellen Rahmen Ihrer Philosophie paßt - Shamkara, Gaudapada, Ramanuja, der Himmel weiß, wer noch, wir haben zu viele von ihnen. Wie also können Sie das verstehen? Das einzige, was Ihnen zu tun übrigbleibt, ist, das Handtuch zu werfen. Wenden Sie sich ab von all dem. Man muß großen Mut haben, und damit meine ich nicht den Mut oder das falsche Heldentum jener Leute, die versuchen, den Mount Everest zu besteigen, oder die den Ärmelkanal durchschwimmen und den Atlantik oder den Pazifik auf einem Floß überqueren. Sie zitieren Ihre Bhagavad Gita oder Ihre Brahma Sutras, 'Kaschid Dhira'. Alles nur Phrasen. Was sollen Sie denn bedeuten? "Abhayam Brahma." (Brahman ist furchtlos). Warum wiederholen Sie nur all diese Floskeln? Sie haben keinerlei Bedeutung. All das ist mechanisch: "Wie geht es Ihnen?" "Mir geht es gut, danke, es könnte nicht besser gehen." Wissen Sie, in Amerika sagen Sie: "Wie geht es Ihnen heute morgen?" "Wunderbar, es könnte nicht besser sein." Und genau so dreschen Sie ständig diese Phrasen. Wenn Sie verstehen, wie diese mechanische Struktur in Ihnen funktioniert, dann sehen Sie auch die Absurdität dessen, diese Dinge immerzu zu diskutieren. Können Sie das ganze einfach aus dem Fenster werfen und weitergehen?

Mr. Kothari: Ich glaube, ich weiß, was er meint. Als ich ihn traf... und ich kenne ihn jetzt seit fünf Jahren... und da ich die Upanishaden und dieses und jenes gelesen habe... werde ich an die Isavasyopanishaden, "asmai nayatu patha," "Oh Feuer, führe uns auf dem rechten Pfad!" erinnert. Ich finde, daß in ihm manchmal ein Feuer brennt, das, wie ich fürchte, diejenigen Menschen in Schrecken versetzt, denen es nicht möglich ist, intellektuell das, was er zu vermitteln sucht, zu begreifen. So wie ich ihn verstehe, versucht er nicht, irgend etwas zu empfehlen oder für etwas einzutreten. Seine Vorgehensweise hat kein System. Er behauptet, daß diese Zustände natürlich seien. Und er sagt, daß es müßig und vergeblich sei, dadurch etwas erreichen oder herausschlagen zu wollen, indem wir unseren gegenwärtigen Zustand mit einem imaginären Zustand vergleichen, über den wir gelesen haben. Das verstärkt nur die mentale Struktur, das Gedankengebäude, und gibt ihm neues Leben, und das, sagt er, ist alles nutzlos. Es ist zudem die Ursache Ihres Unglücks und all Ihrer Probleme. Es sieht so aus, als habe er selbst es gesehen. Die Struktur zerbrach, das ganze Ding ging entzwei und, wie er sagt, weiß er es selbst nicht. Das ist der Zustand des Nichtwissens. Wenn er das sagt, so werde ich an die Worte Jnaneswars erinnert, der sagte: "Ich weiß nicht, was ich bin oder wer ich bin." Selbst Avidya ist vergangen, und Vidya ebenso. Ich möchte also einige der Zuhörer hier daran erinnern, daß die Neuheit seiner Aussage, dessen, was er auszudrücken sucht, so alt ist wie die Berge und so frisch wie diese Schwingungen jetzt. Es ist noch frischer als die Worte, die ich jetzt ausspreche. Es ist sanatana (klassisch) und puratana (alt). Aber, so sagt er, bedarf es großen Mutes.

Was ich außerdem noch an ihm bemerkt habe – ich spreche über Sie persönlich, aber da Sie keine Persönlichkeit besitzen, spielt es ja keine Rolle (Gelächter) – ist eine enorme Furchtlosigkeit, "Abhayam tattva Samsuptih." Sie würden hier wieder die Gita zitieren, die Daivika Sampatti (die göttlichen Eigenschaften); dies kommt in den gewöhnlichen normalen Menschen nicht vor, in denen immerzu die animalische Furcht regiert, wie er sagt. Aber er kommt nicht aus diesem Zustand heraus. Ich weiß nicht, wie er da hineingekommen ist. In ihm ist eine außerordentliche Furchtlosigkeit und ein Gefühl der Selbstvergessenheit. Er ist kein perfektes Exemplar all der wundervollen Tugenden. Er kann ärgerlich werden. In einem Moment sieht man eine Wolke des Ärgers auf seinem Gesicht, aber nach einer Minute ist da wieder der volle Mond und lächelt. Die Wolken haben sich plötzlich wieder verzogen. Wahrscheinlich beinhaltet alles, was er sagt, eine Art von Anregung. Er sagt, daß Sie nicht den Mut hätten, das Handtuch zu werfen. Sie verfügen nicht über diese Furchtlosigkeit. Ich hoffe, daß einige von Ihnen eine Ahnung von dem haben, was er zu vermitteln sucht.

F: Welche Methode gibt es, um das zu erreichen?

Mr. Kothari: Ist Ihre Frage, was geschieht, wenn der Körper Hunger und Durst leidet? Meinen Sie, was mit ihm geschieht oder mit Ihnen?

U.G.: Ich werde es Ihnen sagen. Zunächst einmal gibt es überhaupt keinen Hunger in dem Sinne, wie wir das Wort gebrauchen. Das sind ganz einfach chemische Vorgänge. Und das, was Sie als Hunger bezeichnen, ist wie jede andere Empfindung. Das Bewußtsein des Lebens, oder wie immer Sie es nennen wollen, wird sich dieser Sache bewußt. Und dann ist es verschwunden. Es ist nicht mehr vorhanden. Es treibt Sie an, sich um Nahrung zu bemühen. Dann folgt die nächste Empfindung. Es ist eine unaufhörliche Bewegung. Man sieht etwas an, und dann ist es vorbei. Wahrscheinlich wird Ihr Körper immer schwächer werden, wenn Sie keine Nahrung zu sich nehmen. Die Menschen geben mir zu essen, also esse ich. Ansonsten gibt es so etwas wie Hunger nicht. Es gibt den körperlichen Schmerz. Da es, wie ich sagte, keine Kontinuität des Denkens gibt, gibt es auch kein Fortbestehen des Schmerzes. Ich möchte das Wort 'psychologischen Schmerz' nicht verwenden, weil uns das vom Thema abbringen würde. Es gibt nur den physischen Schmerz und sonst keinen. Selbst dieser physische Schmerz ist nicht kontinuierlich, und somit ist er, in dem Sinne, wie wir da Wort gebrauchen, nicht sehr groß.

F: Auf welche Weise oder mittels welcher Methode ist es möglich, in diesen Zustand zu gelangen?

U.G.: Welchen Zustand? Wenn diese Bewegung, die darauf gerichtet ist, in den eigenen natürlichen Zustand zu gelangen (oder der Himmel weiß in welchem anderen Zustand Sie sein möchten, dem Ihres Idols oder Helden oder Meisters) vorhanden ist – und das ist sie – dann führt diese Bewegung, wohin immer sie auch gerichtet sein mag, von sich selbst weg. Das ist alles, worauf ich hinweise. Wenn diese Bewegung nicht vorhanden ist, dann befinden Sie sich in Ihrem natürlichen Zustand. Also führt das Sadhana, die Methode, das System oder die Technik Sie von sich selbst weg in Richtung auf einen Zustand, in dem Sie gerne wären und der der Zustand eines anderen ist. Ich habe schon darauf hingewiesen, daß Sie über ein Wissen bezüglich dieses Zustandes verfügen; unseligerweise haben so viele Menschen darüber gesprochen. Vielleicht hetze ich Sie auf. Werft sie alle rückwärts zur Tür hinaus. (Mr. Kothari: "Nicht jetzt!" – Gelächter). Ja, werfen Sie mit Steinen nach mir und gehen Sie raus. (Mr. Kothari: "Sie haben keine.") Meine Absicht ist es, Sie dazu zu bringen einzupacken und fortzugehen. Wenn Sie das tun würden, dann werden Sie niemals wieder jemandem zuhören. (Jemand unter Zuhörern: "Wenn ich mit Steinen werfe, wandere ich ins Gefängnis.") Ich werde Sie nicht ins Gefängnis bringen. Das ist das Problem Ihrer Gesellschaft, in der Sie gefangen sind. Ich kann Ihnen nicht helfen.

Sind Sie nicht müde? Ich kann weitermachen. Aber das ist genug, glaube ich.

Ich habe gar nichts gesagt. Sie denken, daß das, was ich gesagt habe, einen Sinn ergäbe. Wie könnte es das? Wenn Sie glauben, es würde Sinn machen, dann haben Sie nichts verstanden. Wenn Sie glauben, daß es keinen Sinn ergibt, dann haben Sie auch nichts verstanden. Es sind nur Worte – Sie hören den Geräuschen zu, den Worten, Worten, Worten, die diesem Körper mechanisch entströmen. Ich weiß nicht, wie sie kommen. Ich wünschte, ich wüßte, wie ich in diesen Zustand - welchen Zustand? – geraten bin. Es irritiert mich, wenn die Leute fragen: "Sagen Sie es uns..." Welchen Zustand? Wovon reden Sie denn? In welchen Zustand wollen Sie also kommen? Ich sage, das ist Ihr natürlicher Zustand.

Was Sie von Ihrem Zustand entfernt, ist die Bewegung in Richtung darauf, in einen Zustand zu kommen, der anders ist als derjenige, der Ihnen zu eigen ist. Um Sie selbst zu sein, bedarf es keiner Zeit. Wenn ich der Dorftrottel bin, dann bleibe ich der Dorftrottel. Ende. Ich will kein intelligenter Mann sein. Selbst wenn mein Nachbar seine spezielle Intelligenz dazu benützt, mich auszubeuten - viel Erfolg damit! Was kann ich tun? Die Realität akzeptieren; es ist die Wirklichkeit der Welt. Es gibt keine andere Welt. Es gibt keine andere Realität, eine ultimative Realität. Dies ist die einzige Realität. Sie müssen in dieser Welt funktionieren. Sie können von dieser Welt nicht weglaufen. Wie könnten Sie vor dieser Welt weglaufen? Sie sind diese Welt. Wohin könnten Sie gehen? Sich in einer Höhle verstecken? Sie nehmen Ihre Gedanken mit, wohin Sie auch gehen. Ihrem Schatten können Sie nicht entkommen. Er ist immer da. Sie können nichts wegen Ihres Denkens tun. Das ist alles, was ich sage. Wenn Sie die Absurdität all Ihrer Anstrengungen erkennen, etwas bezüglich der Gedanken zu unternehmen – das ist es, was die Probleme und das Elend für Sie schafft; Sie können nichts tun – und wenn Sie nichts tun können, wenn Sie erkennen, daß es nichts gibt, was Sie tun können, dann ist es nicht da. Sie benützen das Denken nichts als ein Mittel, um etwas zu bekommen.

Ich möchte das noch einmal sagen: Sie begehren etwas. Wenn Sie gar nichts wollen, gibt es auch kein Denken. Verstehen Sie? Wollen ist Denken, dabei kommt es nicht darauf an, was Sie wollen – Selbsterkenntnis, Gotteserkenntnis – was immer Sie wollen, Sie müssen dieses Instrument benutzen. Das sind nicht Ihre Gedanken, das sind nicht Ihre Gefühle, ob Ihnen das gefällt oder nicht. Sie gehören jemand anderem. Sie wollen sie sich zu eigen machen. Sie haben sie sich leider schon zu eigen gemacht. Deshalb stellen Sie all diese Fragen. Warum stellen Sie all diese Fragen? Dies Fragen wurden zuvor schon an so viele Menschen gerichtet – all die Weisen und die Heiligen, die Retter der Menschheit und die Geistlichen, die Lebenden und die Toten. Sie sind alle dazu bereit, Antworten zu geben. Sie haben einen Menge Wiegenlieder komponiert. Gehen Sie hin und hören Sie ihnen zu, und schlafen Sie gut. Das ist es, woran Sie interessiert sind. Sie wollen, daß Ihnen jemand auf die Schulter klopft und sagt: "Oh, wunderbar, das ist ja ganz toll, was Sie machen. Fahren Sie damit fort, immer dasselbe zu tun, und Sie werden das Ziel erreichen, das Sie erstreben. Was ist das Ziel, das Sie erreichen wollen? Sie möchten liebenswürdig, bescheiden und sanftmütig sein, Sie möchten im Flüsterton sprechen. In einigen dieser Klöstern im Westen, bei den Trappisten, da flüstern Sie nur. Sie verstehen nicht einmal, was der andere sagt. Das ist das Geheimnis zum spirituellen Pfad.

Mr. Kothari: Wenn sich ein Mann verliebt hat, dann flüstert er mit seiner Geliebten. Was haben Sie denn dagegen, daß man im Flüsterton spricht?

U.G.: Ich habe überhaupt nichts dagegen. Ich frage mich, ob er sie wirklich liebt. (Gelächter) Sie müssen gar nicht darüber sprechen. Sie wollen Ihrem Partner versichern, daß Sie ihn lieben. Diese Liebe ist nichts wert. Das ist gar keine Liebe. Sie mögen es so nennen. Ich will mich damit nicht befassen. Dieses Thema ist tabu. Die Leute fragen mich: "Was haben Sie zur..... zu sagen?" Es ist ein Wort wie jedes andere auch – 'Schwein', 'Hund', 'Liebe'. Kann es in der Liebe überhaupt eine Beziehung geben? Können Sie eine Beziehung haben? Das ist Ihr Problem. Sie versuchen ständig, mit den Menschen Beziehungen aufrechtzuerhalten. Sie können gar keine Beziehung zu Menschen haben. "Liebe ist Beziehung". "Das Leben ist Beziehung". All dieser Quatsch. Es ist trivialer Blödsinn. Das wird zu wohlklingenden Phrasen gedroschen, die Sie auswendig lernen und wiederholen. Freiheit, die erste und die letzte Freiheit und die Freiheiten, die dazwischen liegen. Was soll dieser Unsinn? Das ist wie dieser ganze andere Mist auch, den diese Leute immerzu wiederholen. Sie haben eine neue Sammlung von Phrasen auswendig gelernt. Das ist alles, was Sie tun. Sie sitzen da und reden immerzu über diese besondere Wahrnehmung. Was ist das denn für eine Wahrnehmung, von der Sie sprechen? Wie könnten Sie dies wahrnehmen? Wie könnten Sie sich dessen bewußt sein? Können Sie sich jemals etwas bewußt werden? Wenn Ihnen einmal in Ihrem Leben etwas bewußt wird, dann ist damit die ganze Struktur zusammengebrochen; sie ist am richtigen Platz gelandet. Sie brauchen gar nichts zu tun. Also hat das Ganze überhaupt nichts zu bedeuten. Sie mögen von uneingeschränkter oder sonstiger Wahrnehmung reden, oder von Konditionierung. Was können Sie damit anfangen? Konditionierung ist Intelligenz. Sie können gar nichts damit tun. Sie können sich nicht von ihr freimachen. Wenn Sie sich von Ihrer Konditionierung befreien wollen, oder sich dekonditionieren wollen, oder all der Unfug, der gemacht wird... wie wollen Sie sich denn dekonditionieren? Sie schaffen nur eine neue Konditionierung – anstatt die Upanishaden zu wiederholen, werden Sie nun aus irgendwelchen anderen ausgefallenen Bücher zitieren.

F: Was ist das Geheimnis völligen Glücks?

U.G.: Es gibt kein Glück. Diese Frage stelle ich mir niemals. Viele Menschen fragen mich: "Sind Sie glücklich?" Was ist das für eine komische Frage. Ich frage mich nie: "Bin ich glücklich?" Völliges Glück ist eine Erfindung (Mr. Kothari: "Meinen Sie eine geistige Erfindung?") Was soll das heißen? Ist der Geist vom Körper verschieden und getrennt von ihm? Diese Fragen haben gar keinen Sinn. Es gibt keine Möglichkeit, wie Sie sich selbst von dem, was geschieht, abspalten könnten. In dem Moment, in dem Sie sich getrennt sehen, verfügen Sie über ein Wissen – ein Wissen, das Ihnen entweder von den Biologen, den Physiologen, den Psychologen oder dem geistlichen Stand vermittelt wurde. Dadurch sehen Sie das an, was geschieht. Sie können ohne Wissen nichts erfahren. Sie können das, was geschieht, nicht erfahren, und schon gar nicht Brahman oder die Realität. Sie können es überhaupt nicht erleben. Es läßt sich nur abstrahieren. Und was ist eine Abstraktion? Das Wissen, das Sie darüber haben. Und das besteht aus dem, was Ihnen gesagt wurde. Ihre Mutter hat es Ihnen gesagt, oder ein Nachbar oder ein Freund hat Ihnen erzählt, daß das ein Tisch sei. Was zum Teufel gibt es denn, abgesehen von dem, was Ihnen gesagt wurde, das Sie nicht wissen? Jedesmal, wenn Sie das hier ansehen, müssen Sie sich selbst sagen, daß das ein Tisch ist. Warum machen Sie das nur? Das frage ich Sie. Das ist die Kontinuität, die ich meine. Sie wollen sich selbst dessen vergewissern, daß es Sie gibt. Das 'Ich' ist nichts als dieses Wort. Es gibt kein 'Ich', das es unabhängig von diesem Wort gäbe. Vielleicht finden Sie ja bei Shamkara oder sonst jemandem eine Parallele zu dem, was ich sage.

Mr. Kothari: Jede Menge. Denn das ist dasselbe, worüber auch sie gesprochen haben.

U.G.: Ja, sie nannten es 'cit'. Das Bewußtsein, von dem ich spreche, ist ein Zustand, in dem keine Trennung besteht, die sagt, daß Sie schlafen, träumen oder wach sind... Es gibt überhaupt keine Trennung. Ich weiß nicht einmal, ob ich tot bin oder ob ich lebe. Das ist mein Zustand. Ich habe keine Möglichkeit, es zu wissen. Der Arzt kann kommen und sagen, ich möchte Ihre Lungen untersuchen, sie funktionieren einwandfrei – da ist der Herzschlag, da ist dieses und jenes – Sie sind am Leben. Das ist gut, ich bin entzückt. Sie versichern mir, daß ich ein lebendiges Wesen bin. Aber...

F: Wie können Sie dann überhaupt wissen, daß Sie sich in Ihrem natürlichen Zustand befinden?

U.G.: Das kann, wie ich schon sagte, niemals Teil der bewußten Existenz werden. Es bringt sich selbst zum Ausdruck. Dieser Ausdruck besteht aus Energie; und das bedeutet Handlung. Sie ist immer wirksam. Das ist keine mystische Ausdrucksweise. Ich verstehe unter Handlung etwas, das immerzu außerhalb von einem stattfindet. Die Sinne arbeiten während der ganzen Zeit mit Spitzenkapazität. Es ist nicht so, daß man eine bestimmte Sache ansehen möchte. Die Augenlider müssen die ganze Zeit über geöffnet bleiben; es ist nicht einmal mehr Zeit zu einem Zwinkern. Also müssen sie immer geöffnet bleiben. Und wenn sie ermüden, dann verfügt der Körper über seinen eigenen inhärenten Schutzmechanismus, der die Wahrnehmung abschneidet. Und dann erscheint sie erneut.

F: Was ist das für ein Mechanismus?

U.G.: Was das für ein Mechanismus ist? Nehmen wir einmal an, jemand gäbe Ihnen eine Antwort darauf. Wo stünden Sie dann? Können Sie sich selbst von diesem Mechanismus trennen? Sie können sich nur dann von diesem Mechanismus loslösen, wenn Sie ihn mittels des Wissens betrachten, das Ihnen vom Arzt, dem Weisen oder dem Heiligen zur Verfügung gestellt wurde. Und dieses Wissen ist wertlos. Denn Sie projizieren dieses Wissen auf das, was Sie ansehen, und dieses Wissen schafft die Erfahrungen. Es kann niemals Teil dieser erfahrenden Struktur werden. Das ist das Problem. Sie möchten das erfahren. Sie können es nicht erfahren. Ob es das Bewußtsein ist, von dem ich spreche, oder der lebendige Zustand, oder der Zustand des Nichtwissens, oder die Dinge, die uns umgeben – wie bringen sie sich denn zum Ausdruck? Sie drücken sich aus als Energie, sie drücken sich als Handlung aus, jedes auf seine Weise. Hier zitiere ich: "Es nimmt sich selbst wahr, es ist sich seines eigenen unglaublichen Todes gewahr, es ist sich seiner selbst bewußt;" – all diese Worte mögen Ihnen sehr mystisch erscheinen, aber es läßt sich nun einmal nicht erfahren. Die Gehirnphysiologen versuchen das Gehirn zu verstehen. Dazu müssen sie eine Definitionshilfe finden. Sie haben das Gehirn als das Instrument definiert, mittels dessen wir denken. Sicher sind sie sich dabei nicht. Man kann sich nicht vom Gehirn lösen und dann das Gehirn betrachten. Können Sie Ihren Rücken betrachten und mir etwas darüber sagen? Ein anderer muß kommen und es Ihnen sagen. Und der hat seine eigenen Vorstellungen. "Sie haben einen geraden Rücken." Ein Arzt sieht sich immerzu Menschen an. Und von seinem Standpunkt aus wird er sagen, daß der eine krank sei, sein Rücken nicht in Ordnung, usw. Oder ein Maler - seine Beschreibung wäre eine ganz andere. Also ist das etwas, das sich niemandem mitteilen läßt. Können Sie Ihre Sexualerfahrungen einem anderen vermitteln? (Mr. Kothari: "Warum Sexualerfahrungen - jede Erfahrung...") Jede Erfahrung, was das angeht. Das ist es, was jeder zu tun versucht; ein Maler, ein Poet oder ein Schriftsteller. Er versucht, eine Erfahrung, die ihm außergewöhnlich erscheint, durch sein Medium mitzuteilen – der Schriftstellerei, der Kultur. Er ist wie alle Kunsthandwerker.

F: Wie können Sie Ihre Existenz mit der Welt vereinbaren?

U.G.: Das versuche ich nicht. Existiere ich in dieser Welt? Existiert die Welt für mich? Wo ist die Welt? Ich versuche nicht, geistreiche Worte zu finden. Ich weiß darüber gar nichts. Ich spreche - sage ich auch irgend etwas? Das ist wie das Heulen eines Schakals, das Bellen eines Hundes oder das Wiehern eines Esels. Wenn Sie es auf dieser Ebene belassen könnten und nur auf die Schwingung hören, dann sind Sie damit fertig; Sie werden zur Tür hinausgehen und niemals in Ihrem Leben mehr auf jemanden hören. Aus und vorbei. Es muß nicht die Rede eines Mannes sein, der zur Erkenntnis gelangt ist; Sie werden erkennen, daß es kein Selbst gibt, das es zu erkennen gilt. Hier ist kein Mittelpunkt. Es funktioniert auf außergewöhnliche Weise...

F: Wenn die Sinnesorgane erlöschen.... wenn die Sinnesorgane nicht mehr funktionieren, dann ist das der Tod; es gibt einen Zustand des Nichtwissens, in dem man immer noch funktioniert.

U.G.: Es gibt keinen Tod. Sie wurden nie geboren. Sie wurden überhaupt nicht geboren. (Gelächter) Ich versuche nicht, etwas zu mystifizieren. Denn das Leben hat weder einen Anfang noch ein Ende. Hat es einen Anfang, hat es ein Ende? Ihr Denken schafft den Anfang. Warum versetzt Sie der Tod in solche Angst? Es gibt so etwas wie den Tod gar nicht. Ihre Geburt und Ihr Tod können niemals Teil Ihrer Erfahrungstruktur werden. Wenn Sie den Tod erleben möchten – Sie werden nicht dabei sein. (Gelächter) Ein anderer wird dabei sein. Es wird das Leiden eines anderen sein.

 

 

 

 

 

 

 

***

 

 

 

Tonbandprotokolle:

 

U.G.: Sie wollen ein behagliches und sorgenfreies Leben führen. Sie möchten von dem Menschen, mit dem Sie leben, Zuneigung erhalten. Sie wollen dieses und jenes. Aber das, was Sie wirklich haben wollen - das ultimative 'Habenwollen' - das werden Sie nicht bekommen. Was Sie wollen, bezieht sich auf Ihre Erleuchtung, Ihre Freiheit, Ihre Transformation und dergleichen Dinge.

Es gibt nichts, was Sie von mir oder von einem anderen bekommen könnten. Sie wollen mit sich selbst in Frieden leben. Sie werden von niemandem etwas bekommen. Das alles wird nur den Frieden zerstören, der schon in Ihnen vorhanden ist. Ihre Vorstellung von Frieden ist etwas vollkommen anderes.

F: Es sieht so aus... als ob wir überhaupt keine Vorstellung vom Frieden hätten....

U.G.: Sie müssen mit Ihren Ideen leben und leiden. Es gibt für Sie keinen Ausweg. Wenn Ihnen jemand sagt, es gäbe einen Ausweg, dann gehen Sie zu ihm. Stellen Sie sich auf den Kopf, stehen Sie auf den Schultern; hängen Sie von einem Baum, meditieren Sie - tun Sie, was Sie wollen - das Elend wird weitergehen. Das wird nur weiteres Leiden hinzufügen. Was sind Sie? Sie sind elend. Sie sind ein sitzendes Elend, ein gehendes Elend, ein sprechendes Elend, ein lebendiges Elend. Sie wollen aus dem Elend herauskommen. Sie sind am Ersticken. Was ist es, das Sie abwürgt und genau das zerstört, was Sie haben wollen? Das sind all diese menschlichen Werte und all die guten Dinge. Sie wollen Freiheit, und das bringt Sie um. Es ist sehr schwer zu verstehen. Alles, was Sie tun müssen, ist, frei vom Verlangen zu sein, frei zu werden. Das ist nicht leicht.

F: Weil nichts bleibt...

U.G.: Wie können Sie das behaupten? Wenn Sie da sind, dann wird diese Frage nicht mehr bestehen. Dieser Augenblick ist ein lebendiger Augenblick. Das Leben interessiert sich nicht für dergleichen Dinge. Um es anders auszudrücken: es wird für Sie zu einem neuen Ziel, das es anzustreben gilt. Wenn ich vom Leben spreche - den lebendigen Augenblicken - dann wird das zur Poesie. Romantisches Zeug. Das ist nur ein weiteres Ziel. Alles, was ich sage, wird nur dem, was Sie schon haben, hinzugefügt. Es wird zu einer neuen Last werden. Es sieht aus, als wäre es etwas Neues, aber es ist dasselbe. Das, was neu daran war, ist verlorengegangen, weil Sie es in Ihren Rahmen eingegliedert haben.

Das ist der Grund, warum ich gesagt habe: "Sie haben sich nicht von Ihrer Vergangenheit fortbewegt. Es spielt keine Rolle, wohin Sie sich wenden - J.K., U.G., Baba Free John - die Situation ist prinzipiell die gleiche. Egal, wohin Sie auch gehen, Sie suchen nach einer neuen Bibel, einer neuen Kirche und einem neuen Priester. Das ist alles, was Sie tun können. Sonst können Sie nichts tun."

Was immer Sie brauchen, um in dieser Welt auf intelligente und vernünftige Weise zu funktionieren, ist schon in Ihnen vorhanden. Sie müssen gar nichts tun und nichts lernen, um in dieser Welt zu funktionieren. Was immer Sie später lernen, hilft Ihnen nicht. Das Wissen vergrößert sich. Man sagt, daß die Intelligenz im Alter von sechzehn Jahren zu wachsen aufhört. Was immer Sie danach lernen, erweitert nur Ihren Horizont und trägt in keiner Weise zur Verbesserung Ihres Verständnisses bei.

Was den Körper anbelangt, so hört sein Wachstum auf, wenn Sie ungefähr 22 oder 23 Jahre alt sind. Von da an geht es langsam bergab mit ihm; er altert. Jeder möchte den Alterungsprozeß stoppen. Daran ist jeder interessiert.

[Ebenso, wie der Körper den Wachstumsvorgang im Alter von 22 oder 23 Jahren stoppt, so werde auch ich das Anwachsen und den Zufluß der Menschen stoppen, die kommen, um mich zu sehen.] Ich habe kein Interesse an einer Ausweitung und daran, immer mehr Leute anzuziehen. Ein oder zwei mehr: es interessiert mich nicht. Außerdem fühle ich mich dabei unbehaglich. Es geschieht in Indien, und es geschieht in Amerika. Weil es immer mehr Publicity gibt, wird in den Leuten mehr und mehr Neugier geweckt. Ich weiß nicht, ob an der Astrologie etwas dran ist, aber sie sagt: "Sie werden zum Idol der Massen werden."

Nehmen wir einmal für einen Moment an, daß es einen Erleuchteten gäbe, so könnte dieser Mensch nicht sterben, ohne daß die ganze Welt erführe, daß es einen solchen Menschen gibt. Sie brauchen nicht einmal zu wissen, was er zu sagen hat. So verläuft die große Tradition. In diesem Sinne hat auch dieser Mensch (hier) eine Botschaft. Nicht wie Rajneesh, mit Skandalen und allem. Der Astrologe sagte: "Bis das geschieht, werden Sie nicht sterben. Sie werden weitere einundzwanzig Jahre lang immer in Bewegung sein und vor den Menschen flüchten, um sie so daran zu hindern, Ihnen nachzufolgen." Ich weiß es nicht. Das Alter wird mich einholen. Ich kümmere mich nicht um das, was die Astrologen sagen.

 

***

 

F: Sir! Haben Sie Samkalpa? Ich weiß das englische Wort dafür nicht. Also gebrauche ich das Sanskritwort. Ein Wunsch, daß etwas geschehen sollte...

U.G.: Sehen Sie, zwischen meinen Bedürfnissen und meinen Zielen besteht kein Zwiespalt. Ich habe kein Ziel, das unabhängig von meinen Bedürfnissen wäre. Und das sind die physischen Bedürfnisse des Körpers. Andere gibt es nicht.

F: Gibt es keine Verbindung mit dem, was Sie sehen?

U.G.: Nein, ich weiß nicht, was ich ansehe. Ich weiß es wirklich nicht. Was ich weiß, ist im Hintergrund vorhanden und wird als Reaktion auf die jeweiligen Anforderungen der Situation ins Spiel gebracht. Es spielt die ihm gebührende Rolle, und dann ist es wieder verschwunden.

F: Also gibt es keinen Samkalpa.

U.G.: Ich weiß es nicht. Es sind Gedanken vorhanden. Es sind nicht Ihre Gedanken, noch sind es meine Gedanken. Sie kommen und gehen. Sie sind weder heilig noch unheilig. Man braucht die Gedanken, um etwas zu erreichen, etwas zu vollbringen. Hier (in meinem Falle), kann ich keine Gedanken gebrauchen. Wollen ist Denken. Beide gehören zusammen. Mein Wollen beschränkt sich auf meine körperlichen Bedürfnisse. In dem Augenblick, wo dort ein Gedanke entsteht, ist die Handlung vollendet. Sie werden die Zeitdifferenz zwischen dem, was ich eine 'Handlung' hier nenne und der Vollendung dieser 'Handlung' dort draußen spüren. Für mich jedoch gibt es da keinen Zeitunterschied. Da ist zum Beispiel der Durst. Sie müssen sich selbst sagen, daß Sie durstig sind. Das Denken muß in Aktion treten und sich von der Empfindung dessen, was Sie 'Durst' nennen, abtrennen. Dann ist die Handlung abgeschlossen. Das ist es, was ich unter 'Handlung' verstehe.

F: Besteht die Handlung nicht darin, den Durst zu stillen?

U.G.: Nein, das ist von zweitrangiger Bedeutung. In diesem Sinne ist die Handlung abgeschlossen. Jede Handlung ist unabhängig von einer anderen. Leben ist Handlung. Das Leben handelt immerzu. Es gibt keinen Augenblick, in dem nicht die eine oder andere Empfindung bestünde. Sie reagieren die ganze Zeit über auf Empfindungen. Aber natürlich gibt es einige Augenblicke, deren Natur Sie niemals erkennen werden. Ich weiß nicht, was Sie als Samadhi oder Nirvikalpa Samadhi bezeichnen. Der Körper muß von Zeit zu Zeit durch einen Sterbevorgang hindurchgehen, um sich erneuern zu können. Es ist ein Erneuerungsprozeß. Jegliche sensorische Aktivität muß für einen Kshana - einen Sekundenbruchteil - aufhören; es ist Ihnen unmöglich, sich davon eine Vorstellung zu machen oder das zu begreifen. Wenn sich der Körper im Ruhezustand befindet, dauert es etwas länger. Manchmal geht der Körper neunundvierzig Minuten lang in allen Einzelheiten durch diesen Sterbeprozeß. Irgendwie muß er da wieder herauskommen, denn er ist laufend neuen Anforderungen unterworfen. Das kann Ihnen aus heiterem Himmel zustoßen, während Sie die Straße entlang gehen. Aber die Anforderungen an den Körper sind so groß, daß dies nicht über einen längeren Zeitraum hinweg möglich ist.

F: Gibt es nach diesem Sterbevorgang noch so etwas wie ein 'Du'?

U.G.: Sie sprechen von einem 'Du' nach dem Tode. Gibt es denn jetzt etwas, das Sie ein 'Du' nennen können? Wo ist es jetzt? Sind Sie wach? Sind Sie jetzt lebendig?

F: Ich spüre, daß ich wach bin. Ich bin hierher gekommen. Ich bin von zu Hause weggegangen und gekommen, um Sie zu besuchen.

U.G.: Das ist wahr. Auch ich funktioniere so, als ob die ganze Welt wirklich wäre. Man muß die Realität der Welt bis zu einem bestimmten Grad akzeptieren. Ansonsten wäre es nicht möglich, in ihr

zu leben. Aber ich kann nicht von mir sagen, daß ich wach wäre. Ich kann auch nicht sagen, daß ich schlafen würde. Ich sehe, und ich weiß nicht, was ich ansehe. Meine sensorische Wahrnehmungsfähigkeit ist optimal; aber in mir gibt es nichts, das sagt, daß dieses grün und jenes braun ist, daß Sie ein weißes Hemd, eine Dhoti und eine Brille tragen. Ich stehe nicht unter irgendwelchen Betäubungsmitteln, und doch weiß ich wirklich nicht, was ich ansehe. Das Wissen, über das ich verfüge, ist im Hintergrund, es ist nicht wirksam. Schlafe ich also, oder bin ich wach? Es gibt keine Möglichkeit, wie ich das für mich selbst herausfinden könnte. Darum sage ich, daß es in diesem Bewußtsein keine Aufteilung in Jagratta, Swapna und Sushupti gibt: sind das nicht die Worte für Wach, Traum- und Tiefschlafzustände? Das Fehlen dieser Wach, Traum- und Schlafzustände im Bewußtsein läßt sich als Turiya bezeichnen - das heißt, daß diese Dinge nicht transzendiert werden, sondern daß sie einfach nicht vorhanden sind. Man befindet sich also - um Ihren Sanskritausdruck zu benutzen - im Turiyazustand.

F: Befinden wir uns deshalb nicht in dem Zustand, den Sie beschreiben, weil wir in jede Wahrnehmung miteinbezogen sind?

U.G.: Weil von Ihrer Seite aus das ständige Verlangen danach besteht, alles das, was Sie ansehen und alles, was Sie in sich spüren, auch zu erfahren. Wenn Sie das nicht tun, dann kommt das 'Du', als das Sie sich kennen und erleben, an sein Ende. Das ist etwas Furchterregendes. Sie wollen nicht an ein Ende kommen; Sie wollen Fortdauer. Alle spirituellen Bestrebungen, die in diese Richtung gehen, verstärken diese Kontinuität. Also verstärken all Ihre Erfahrungen, alle Ihre Meditationen, all Ihr Sadhana - alles, was Sie tun - Ihr Selbst. Das sind egozentrische Tätigkeiten. Was immer Sie auch tun mögen, um sich vom 'Selbst' zu befreien, ist eine egozentrische Aktivität. Die Vorgehensweise, die Sie einschlagen, um das zu erreichen, was sie als 'Sein' bezeichnen, ist gleichzeitig ein Werdevorgang. Es gibt also so etwas wie ein 'Sein' gar nicht. Was Sie auch tun - jede Bewegung in jeglicher Richtung auf jeder Ebene - ist ein Werdevorgang.

 

***

 

F: Sagen Sie, daß der Körper dann, wenn diese Gedankenbarriere - der Schutzmechanismus - einmal entfernt wurde, auf alles, was geschieht, reagiert oder mit ihm schwingt?

U.G.: Dann gibt es keinen Spiegel mehr, der reflektiert. Von da an sind viele Handlungen nur noch Reflexhandlungen. Viele dieser Dinge werden vom Rückgrat gesteuert. Darum wird der Wirbelsäule eine so große Bedeutung zugemessen. Dann erreichen die Empfindungen das Sensorium gar nicht mehr. Über sie ist schon verfügt worden, und sie werden entfernt. In dem Augenblick, in dem sie das Sensorium erreichen, muß das Denken in Aktion treten. Dann wird eine Handlung erforderlich, die dem Schutz des Körpers dient.

***

 

U.G.: Hier (bei mir) ist diese vergleichende Struktur nicht vorhanden. Wenn Sie mir Fragen stellen, dann wende ich diese vergleichende Struktur natürlich an. Ich muß Adjektive und Adverbien benutzen, denn sie sind Teil der Sprache, aber in Wirklichkeit bedeuten sie mir nichts. Ich bin kein Heuchler oder so etwas. Ich sage: "Das ist etwas Schönes." Ja. Innerhalb dieses Rahmens ist es schön. Ich muß die Realität der Welt anerkennen. Sonst könnte ich nicht auf dieser Welt leben. Aber eigentlich ist da nichts Schönes. Schönheit gibt es tatsächlich. Diese Schönheit ist keine Idee, keine Vorstellung. Sie ist kein Gedanke. Sie ist eine Entgegnung auf etwas, das vorhanden ist. Vielleicht haben die Menschen deshalb die Worte 'SatyamSivamSundaram' benutzt. (Wahrheit, Güte, Schönheit). Sie verstanden darunter nicht diese Schönheit. Da ist zum Beispiel ein Berg oder etwas Außergewöhnliches. Hier gibt es eine Antwort auf diese Schönheit, und die besteht in einer plötzlichen Veränderung des Atems. Man schöpft tief Atem, und man sieht sie. Bis man erkannt hat, was geschehen ist, hat man sich bereits von dort auf etwas anderes zubewegt. Man setzt sich dort also nicht hin, um den Sonnenuntergang zu beobachten und stundenlang Gedichte über ihn zu verfassen. Nichts dergleichen geschieht, denn man ist Teil der Bewegung.

F: Ist eine Entgegnung nicht eine Reaktion auf etwas?

U.G.: Nein. Ich unterscheide zwischen einer Reaktion und einer Entgegnung. Reaktion ist das Dazwischentreten des Denkens und die Interpretation der Gedanken vermittels der Erlebnisstruktur. Die Entgegnung auf den Stimulus oder die Empfindung ist hingegen eine einheitliche Bewegung. Die Entgegnung läßt sich vom Stimulus nicht trennen. Sie haben zum Beispiel Ihre Hand hier wegbewegt. Ich bewege meine Hände nicht als Entgegnung auf diese Bewegung, sondern jede Bewegung wird hier gefühlt. So ist das Gefühl - es ist keine Emotion, kein Gedanke, nichts dergleichen. Wenn dort jemand geschlagen wird, sagt man hier automatisch 'Au!' als Ausdruck dieses Schmerzes. Hier gibt es nichts, was von dem, das dort geschieht, unabhängig wäre. Deshalb bezeichne ich es als eine 'Bewegung'. Dieser Körper ist vollkommen achtsam. Es ist nicht so, daß es da jemanden gäbe, der etwas wahrnimmt. Alles, was dort geschieht, wird hier als eine Bewegung zur Kenntnis genommen. Wo findet diese Bewegung statt? Ist es dort? Ist es hier? Oder wo? Ich kann es nicht sagen. Ich weiß es wirklich nicht.

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Für mich gibt es keine geistigen Bilder. Eindrücke entstehen ebenso durch Worte wie durch die Stäbchen und Zäpfchen der Netzhaut. [Genau wie die Farben Ihrer Wahrnehmung im Grunde nur Veränderungen der Stäbchen und Zäpfchen der Netzhaut sind, so besteht auch die Bedeutung der Worte, die Sie (oder ich) von uns geben, aus nichts anderem als dem Lärm, den wir machen. Niemand hier setzt diese Geräusche zusammen, um ihnen einen bedeutsamen Ausdruck zu verleihen. Anm. d. Herausg.] Sie kommen genau so wieder aus mir heraus, wie sie hineingegangen sind. Es gibt also niemanden, der das veranlaßt. Mein Gedächtnis ist außerordentlich gut. Wenn ich jedoch ein Gedicht oder etwas ähnliches auswendig lernen soll, fällt mir das sehr schwer. Es ist seltsam. Wenn ich aber etwas anschaue, wird es automatisch zur Kenntnis genommen. Das geschieht ohne Anstrengung. Wenn Anstrengung erforderlich ist, bedeutet das eine Entstellung des Ganzen. Wenn sie benötigt werden, dann erscheinen die erforderlichen Informationen, ohne daß man sich darum bemühen müßte. Manchmal kann ich mich nicht an Namen erinnern. Gleichzeitig stört es mich auch dann nicht, wenn sie mir nicht einfallen.

Was ich sage, kann von Ihnen, außer mit Hilfe des Denkens, nicht erfahren werden. Mit anderen Worten heißt das, daß es Ihnen solange nicht möglich ist, das zu verstehen, worüber ich spreche, solange diese Denkbewegung besteht. Und wenn sie nicht vorhanden sind, dann besteht auch das Bedürfnis nicht, etwas zu verstehen. Es gibt also in diesem Sinne nichts zu verstehen.

 

***

 

Sie sind alle beschäftigt. Sie sind daran interessiert, dem zuzuhören, was ich sage. Ich habe kein Interesse daran, Ihnen überhaupt etwas zu sagen. Hören Sie das Bellen des Hundes da draußen? Sie interpretieren es und sagen, es sei Hundegebell. Wenn Sie sich aber nur des Bellens bewußt sind, gibt es in Ihnen einen Widerhall. Es ist nicht von Ihnen getrennt. Es gibt keine Interpretation. Sie bellen, und nicht der Hund da draußen.

Eines muß ich betonen: Was ich sage, ist nicht aus dem Denken entstanden. Es ist keine durch logisches Denken ermittelte Prämisse, die ich entwickle. Es sind nur Worte, die ihrer natürlichen Quelle, ohne irgendwelches Denken, ohne eine Denkstruktur, entspringen. Also akzeptieren Sie es, oder lassen Sie es bleiben. Es wäre besser für Sie, Sie ließen es sein.

 

***

 

Die Leute kommen hierher und berichten über ihre spirituellen Erfahrungen. Was erwarten sie denn? Sie wollen, daß ich ihnen auf die Schulter klopfe und sage: "So ist es richtig. Machen Sie nur immer so weiter, und Sie werden Ihr Ziel schon erreichen." Das kann ich nicht. Ich betone, daß die Erfahrung, die Sie für so außergewöhnlich halten, in keiner Beziehung zu dem endgültigen Ziel steht, hinter dem Sie her sind. Das ist sehr schwer zu verstehen. Hier gebe ich gerne das Beispiel von den Erdstößen: Wenn die Erde vibriert, will das nicht heißen, daß es an dieser Stelle ein Erdbeben geben wird. Es wird irgendwo anders stattfinden, und nicht an der Stelle, von der Sie es annehmen. Wenn Sie dieser Blitzschlag trifft, werden Sie feststellen, daß alle Beben, die Sie während Ihres sogenannten 'Sadhana' erlebt haben, damit überhaupt nichts zu tun haben. Das ist schwer zu verstehen. Darum stellen mir all diejenigen, die Sadhana praktizieren, diese Frage: "Woher wollen Sie wissen, daß das, was Sie getan haben - all das Sadhana - nicht für das verantwortlich ist, was Sie heute sind?" Das kann ich heute sagen: Es bezieht sich in keiner Weise auf das, was ich getan oder nicht getan habe. Keine Spur davon. Dann, sehen Sie, fällt das ganze Sadhanageschäft in sich zusammen. Denn das Sadhana bezieht sich immer auf das Ziel, das Sie sich selbst gesetzt haben. Wie ich gestern schon sagte, ist das, was hier geschieht, eigentlich Sadhana. Denn ich blockiere jegliche Fluchtmöglichkeit. Jemand hat mich gefragt: "Warum lassen Sie nicht wenigstens einen Ventilator offen?" Selbst der muß blockiert werden. Man muß sozusagen ersticken. Nur ein wirklicher Lehrer kann darüber sprechen und darauf hinweisen. Niemand sonst. Niemand sonst sollte darüber reden. Nicht, daß ich von mir behauptete, ich wäre ein wirklicher Lehrer. Verstehen Sie mich nicht falsch. Aber diejenigen, die die Texte auslegen, sind es auch nicht. Nur ein solcher Mensch kann darüber sprechen, und solch ein Mensch wird niemals zu irgendwelchen Sadhanas auffordern, denn er weiß, daß Sadhana nicht helfen wird.

Das Leben ist Energie. Es versucht ständig, sich in Energie zu verwandeln. In der Endanalyse gibt es weder Materie noch Energie. Beide sind untereinander austauschbar. Aber wenn das Denken entsteht, dann ist es Materie. Es liegt in seiner Natur, sich aufzuspalten. Wenn es durch irgendeinen glücklichen Zufall vorkommt, daß es nicht gespalten ist, dann muß etwas mit ihm geschehen. Dann wird es explodieren. Es ist wie eine Atomexplosion. Der menschliche Organismus besteht aus Trillionen von Atomen. Er ist ein elektromagnetisches Feld. Wenn ein Atom explodiert, vernichtet es alles, was da ist. Es gibt eine Kettenreaktion. Niemand kann so etwas jemals bewirken. Und doch hat jeder eine 100%ige Chance, daß es ihm geschieht. Ich mache keine Versprechungen. So ist die Natur der Sache. Deshalb geschieht es Einem in einer Milliarde. "Warum passiert es einem bestimmten Menschen? Warum nicht mir?" Wenn Sie auf diese Weise fragen, dann haben Sie keine Chance.